2.März 2019
Es ist 7 Uhr früh. Ich fahre im Auto, konzentriere mich auf den Verkehr, rase mit 160 über den Asphalt der Autobahn. Bin in Gedanken beim Termin der vor mir liegt. Im Radio bringen sie einen Beitrag über innere Kraftquellen. Wie passend. Die bräuchte ich jetzt gerade ganz dringend. Die Nacht vorher war kurz und meine Augen versuchen sich zu schließen.
Viele tausend Kilometer jedes Jahr, auf der Autobahn, quer durch die Republik. Ich fahre in Eile zu den Terminen, versuche immer ausgeruht zu starten und umsichtig zu fahren. Doch hin und wieder passiert es, dass ich ohne eigenes Zutun in gefährliche Situationen gerate. Bisher ist alles gut gegangen.
Meine Gedanken schweifen ab.
Ich denke an meine Kinder, die mich aus ihrem Leben ausgeschlossen haben, den Kontakt zu mir abgebrochen haben.
Ein Gedanke schiebt sich dabei in den Vordergrund.
Was ist, wenn ich jetzt, vielleicht wegen einem Fuchs der über die Straße läuft, auf diesem Asphalt liegen bleibe, sterbe.
Was ist, wenn sie keine Gelegenheit mehr haben, ihr Verhältnis zu mir mit mir zu klären. Wenn sie keine Möglichkeit mehr bekommen, den anderen Teil der Geschichte, meinen Teil der Geschichte zu hören, der es ihnen ermöglicht auf mich zu zu gehen, ihren Frieden mit mir zu machen und wenn es gut läuft ihren Vater wieder in ihrem Leben aufzunehmen, ihn zurück zu haben.
Der Gedanke dass ich sie nicht mehr sehe, nicht mehr sprechen kann, bevor ich sterbe macht mir Angst. Nicht wegen meiner Sehnsucht nach ihnen.
Falls ich sterbe, kann mir nichts mehr passieren. Ich hab keine Angst davor. Das was mich daran quält, ist der Gedanke wie es ihnen dann ergeht. Dass sie dann die Gelegenheit verpasst haben. Und dass sie das dann ihr ganzes Leben verfolgt.
Mir laufen die Tränen über das Gesicht. Mein Blick verschwimmt. Da läuft ein Fuchs über die Straße …