Morgen, am Samstag, kommen meine Kinder zusammen mit ihrer Mutter aus dem Urlaub. Zwei Wochen Sardinien. Hotel … vermutlich. Hab seit Wochen nichts mehr gehört. Wusste nur das Datum der Rückkehr, weil ich WhatsApp danach gefragt habe. Hab den Flieger ausgekundschaftet, muss wohl der um 11:45 sein. Er kommt aus Olbia.
Ich überlege seit Tagen, ob ich zum Flughafen fahren soll. Nicht, um sie abzuholen, sondern um meine Tochter zu sehen. Es geht mir nicht einmal darum, ihr zu begegnen. Ich würde sie nur so gerne sehen. Meine Tochter. Ich hab auf der einen Seite große Angst, vor ihrer Zurückweisung, davor, dass ich ihr seelisches Gleichgewicht durcheinander bringe, dass es zu einer Szene dort am Flughafen kommt.
Als ich Maxi heute Morgen nach Neumarkt fahre – wegen einer Nachhilfestunde die er dort hat – erzähle ich ihm von meinem Konflikt. Er sagt, er würde fahren an meiner Stelle. Am Abend sprechen wir beim Abendessen noch einmal darüber. Lenka meint auch, dass sie es machen würde. Und wenn ich davon traurig wäre, sie mich auffangen würde. Ich bestelle hierfür vorsorglich gaaanz viel Schokolade.
Ich denke ich lasse es auf mich zukommen… erstmal die Nacht und dann sehen, wie der Tag beginnt.
Der Tag beginnt sonnig und es ist klar, dass ich zum Flughafen fahre. Lenka begleitet mich. Darüber bin ich sehr froh. Wir setzen uns ins Café auf der Aussichtsterrasse, von wo aus man die Flieger starten und landen sieht. Als die Eurowingmaschine landet wundere ich mich dass sie so klein ist, zu klein für einen Urlaubsflieger. Fotografiere die Aussteigenden, die sind so klein auf dem Foto, dass ich nicht davon ausgehe später irgendetwas davon zu erkennen. dann schnapp ich mir Luna und eile zur Ankunftshalle. Ich stelle mich ins Mittelfeld, nicht ganz vorne und nicht ganz hinten. Luna legt sich auf den Boden und döst. Je länger ich warte umso aufgeregter werde ich dann doch. Ich beobachte die Umstehenden. Enkel mit Großeltern werden von den Eltern in Empfang genommen – und umgekehrt. Braungebrannte Kinder rennen ihren daheimgebliebenen Vätern, Müttern oder Großeltern jubelnd in die Arme. Menschen drücken und Herzen sich. Freunde holen Freunde ab. Viel Emotion macht sich breit.
Endlich kommen die Urlauber aus Sardinien aus der Gepäckhalle in Ankunftshalle. Zuerst erkenne ich Z und ihre beiden Söhne. Einer davon ist der beste Freund meines Sohnes. Sie laufen an mir vorbei. Z sieht mich und winkt mir mit einem kleinen Lächeln zu. Nach kurzer Zeit kommen meine Kinder und MK, sehen sich suchend um und schließen dann zu einer Gruppe auf, in der ich unsere gemeinsame Fusspflegerin mit ihren Kindern entdecke. Meine Kinder verabschieden sich auf Gangsta-Art (mit einer komplizierten Abfolge von „Bewegungen mit den Händen“) und laufen dann ihrer Mutter nach draußen hinterher.
Beide wirken blass, irgendwie gelangweilt, vielleicht auch nur cool wegen der anderen Kinder. Nicht fröhlich, wie die meisten Kinder die ich noch hier gesehen habe, vielleicht auch nur erschöpft oder traurig, dass der Urlaub wieder vorbei ist.
Sie sehen mich nicht. Ich laufe in zwei Schritt hinter ihnen ebenfalls durch den Windfang nach draußen. Draußen sammelt sich wieder die Reisegruppe, an der ich vorbeilaufe, um dann wieder in die entgegengesetzte Richtung zu laufen. Richtung Aussichtsterrasse zu Lenka, die dort immer noch wartet. Sie hat das Ganze auch ziemlich mitgenommen und dennoch ist es für mich so gut, dass sie dabei ist.