23. Juni 2019
Ein sonniger Sonntag. Heute hole ich meinen Sohn ab, um Zeit mit ihm zu verbringen. Er kommt kurz nach dem Klingeln aus dem Haus und bittet mich zuerst sein Fahrrad zu reparieren. Hatte mein Auto im Halteverbot geparkt, da ich dachte, dass er gleich einsteigt. Wir gehen zum Auto und suchen erst einen vernünftigen Parkplatz. Dann gehen wir wieder zurück und reparieren gemeinsam das Fahrrad. Es ist nur eine Kleinigkeit, die Kette ist rausgesprungen. Er hatte sie vorher schon einigermaßen eingefädelt, doch es fehlte ihm an Kraft es zu vollenden. Es dauert 1 Minute und wir können wieder zum Auto. Vorher frage ich noch, ob der nicht Ball oder Badesachen mitnehmen will. Er hat nichts dabei. Jetzt wäre die letzte Gelegenheit, bevor wir im Auto sitzen.
„Worauf hast du denn Lust heute? Wollen wir ins Bad, es wird heute so heiß?“ … „Nein, ich war schon dreimal im Bad die letzten Tage. Ich möchte lieber ins Kino, ich weiß auch schon in welchen Film: TKKG …“
Das ist für mich ok, auch wenn es erstmal bedeutet, dass wir nicht sonderlich viel reden werden.
Auf der Autofahrt frage ich nach dem Hortausflug in den bayerischen Wald, den er letzte Woche hatte „Was habt ihr dort gemacht? Wie wart ihr untergebracht? War es ein Ferienheim? War es ein altes Haus oder war es neu?“ Jedesmal kommt sein derzeitige Lieblingsantwort auf meine Fragen: „Wer weiß…?“
Er entscheidet sich für den neusten Pokemon-Film. Limo, Popcorn und rein in den klimatisierten Kinosaal. Sind nur eine Handvoll Besucher in dem riesigen Saal. Pokemon. Der Film handelt im Pokemon-Universum von einem vielleicht 18-jährigen Jungen, der seinen Vater seit seiner Kindheit nicht mehr gesehen hat. Der Vater verunglückt zu Beginn des Films. Der Junge begibt sich in die Stadt in der sein Vater lebte und bekommt den Schlüssel zu dessen Wohnung. Dort findet er dann ein Zimmer, dass sein Vater für ihn eingerichtet hat. Es ist eine sentimentale Szene, in der der Junge auf dem Bett in diesem Zimmer sitzt und Tränen vergießt. Dann folgt eine geheimnisvolle Detektivgeschichte, jede Menge Action und viele Pokemon. … Der Film ist kurzweilig und spannend. Auf meine Frage was er am besten fand, beschrieb er die Szene mit dem Jungen im Zimmer.
Nach dem Kino gingen wir Eis essen. Auf der Insel Schütt gibt es für die Kinder drei miteinander verbundene Käfige mit Türen in quietschbunten Farben, erinnert etwas an einen Löwenkäfig. Vielleicht ist es ja auch Kunst. Oder beides. Keine Ahnung.
Mein Sohn krabbelt rein, ich hinter ihm her und wir jagen uns durch die Käfige bis zur Erschöpfung.
Anschließend wandern wir noch zum „Erfahrungsfeld der Sinne“. Dort ist neben vielen Stationen und Attraktionen ein schmaler Parcours aufgebaut, der sich durch die Wiese schlängelt. Man soll ihn barfuß mit geschlossenen Augen durchschreiten. Die Besonderheit ist, dass alle 2 -3 Schritte das Material wechselt. Gras, Moos, Kieselsteine, kleine, große, runde, spitze Steine, Holzschnipsel, Stoff, Teppich, Kork, Pflaster und und und ….
Mein Sohn geht zuerst. Ich nehme in an der Hand und pass auf, dass er nicht stolpert, ist gar nicht so einfach. Als nächstes bin ich an der Reihe. Ich schließe meine Augen, mein Sohn nimmt mich an der Hand und führt mich mit kleinen Korrekturanweisungen sicher durch den Parcours. Für mich der schönste Moment an diesem Tag.
Schon ist die Zeit um und ich bringe ihn Nachhause. Er fragt dort nach, ob er noch etwas Extra-Zeit bekommt. Wir gehen noch über die Kirchweih, die sich unmittelbar vor seinem Haus befindet. Um einen kariesgerechten Abschluss zu finden, spendiere ich ihm noch eine Riesenzuckerwatte. Schließlich bleiben wir an der Schießbude hängen und verballern dort unser restliches Geld.
Schön war’s.