Seltsame Begegnung der dritten Art …

15. Mai 2019

Es ist Mittwoch Vormittag. Es ist unser Umzugstag. Wir ziehen gerade in unser neues Büro ein. Muss noch schnell etwas besorgen und komme auf die Straße runter. Steige ins Auto und fahre langsam los, nochmal an unserem neuen Büro vorbei. Da sehe ich etwa auf Höhe unseres Eingangs eine Silhouette, die mir bekannt vorkommt. Ein älterer Mann, der langsam den Weg neben unserem Bürohaus entlang läuft, stehen bleibt und sein Gesicht an die Scheiben des kleinen Cafés im Erdgeschoß drückt, um hinein zu sehen.

Ich bleibe spontan am rechten Rand stehen und springe aus dem Auto. Laufe quer über die Straße zu ihm hin. Er hat mich noch nicht bemerkt.

Normalerweise duze ich ihn. „Hallo Herr H.“  rufe ich scherzhaft und gut gelaunt. Er bleibt stehen, wirkt erschrocken. Sein Gesicht wirkt so, als ob er mich nicht erkennen würde. Starr und bleich.

Ich verlangsame meine Schritte,  gehe langsam auf ihn zu und lächle ihn an. In einem ersten Impuls möchte ich ihm die Hand geben. Doch sein erstarrtes Gesicht hält mich davon ab. Ich bleibe stehen. Er geht ein paar Schritte rückwärts und deutet eine Körperdrehung an, als ob er sich abwenden wolle. Nein, als ob er fliehen wolle.

Es ist ein schrecklicher Moment. Ich erzähle ihm, das wir mit meinem Büro gerade in dieses Haus eingezogen sind. Er sagt, daß es praktisch wäre so ein Lokal in der Nähe zu haben. Er wendet sich mit einem Tschüß ab und geht weiter.

Er, das ist der Onkel meiner Exfrau. Mit ihm hatte ich letzten Sommer telefoniert. Mit ihm war ich mehr als 25 Jahre freundschaftlich verbunden. In den Konflikten, die meine damalige Frau mit ihrer Tante, der Schwester ihrer Mutter hatte, immer wieder mal hatte, spielte er immer eine vermittelnde, ausgleichende Rolle. Er war immer interessiert daran, was ich tat, egal ob es mit meiner Musik, meinem Beruf oder mit meiner Selbstständigkeit zu tun hatte. Er hat anders als die Tante meiner Exfrau, trotz der Ablehnung meines Verhaltens doch noch ein sehr ausführliches Telefonat geführt hat.

In diesem Telefonat hatte er die Position meiner Exfrau übernommen, fast im gleichen Wortlaut und dann Verständnis für Ablehnung meiner Kinder mir gegenüber gezeigt.

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