Warmwechsler…

Mediation Mai

Es war mal wieder soweit. Mediation mit meiner Frau und der Mediatorin.

Meine Exfrau begann damit von unserer Tochter zu berichten. Meine Tochter hätte sich darüber beschwert, dass ich sie bei der Kommunion meines Sohnes angesprochen habe und sie dabei von hinten berührt habe.

Die Mediatorin bekräftigte, dass das nicht so gut war, dass ich das gemacht habe. Minuspunkt Vater.

Ich erzählte, wie es für mich war, dass sich das aus der Situation ergeben hat, ich sie nur angetippt habe, um mich bemerkbar zu machen, um sie wie alle anderen in der Reihe auch zu begrüssen. Die anderen in der Reihe haben sich zu mir gedreht, um mir die Hand zu geben. Meine Tochter zuckte ohne sich umzudrehen mit ihrem Oberkörper nach vorne und zischte ein „Lass mich in Ruhe! Fass mich nicht an!“ nach hinten.

Dann kam ich auf meine Fragen zurück, die ich in den vergangenen Wochen per WhatsApp an meine Frau gerichtet hatte. Zu keiner Frage hatte ich bisher eine Antwort bekommen, auch kein „Ich habe gerade keine Zeit“ oder ein „Ich muss es erst klären“. Die Mediatorin ermahnte meine Frau, dass es im Sinne einer guten Kommunikation wünschenswert wäre, dass sie zumindest in angemessener Zeit auf solche Anfragen reagieren würde.

Dann lenkte die Mediatorin das Gespräch auf den Forschungsbericht von Frau Ursula Kodjoe über „Langzeitfolgen für die Entwicklung von Kindern aus hochkonflikthaften Trennungsfamilien“, den ich das letzte Mal verteilt habe. Wir hatten vereinbart heute darüber zu sprechen und sollten uns darauf vorbereiten.

Meine Exfrau sagte gleich, dass sie diesen Bericht noch am gleichen Tag gelesen hätte und sich seit dem nicht mehr damit befasst hat.

Sie verband das mit der Frage „Was ist eigentlich das Ziel“ was für mich soviel bedeutet wie „Wozu machen wir das eigentlich“ und brachte damit klar zum Ausdruck, dass
a. ihr das Thema nicht wichtig ist
b. sie keinen Sinn darin sieht sich mit dem Thema auseinander zu setzen

Ich versuchte nochmal für den Bericht zu werben, da er wie ich finde keine Stellung pro oder contra einer Elternseite bezieht, sondern die Rollen aller Konfliktbeteiligten gleichermaßen beleuchtet und Ansätze zur Konfliktlösung bietet.

Ich kam auf die Übersicht über die Trennungsphasen zu sprechen und fragte danach, in welcher Trennungsphase wir uns denn, jeder für sich betrachtet, derzeit befinden.

Meine Exfrau ordnete sich in die letzte von insgesamt fünf Phasen, der „Akzeptanz“ ein:

– Trennung wird akzeptiert
– neue Basis für die Elternschaft
– Reorganisation der Familie
– hoffnungsvolle Zukunftsperspektive

Ich sagte, dass ich mich ebenso in dieser Phase sehe, allerdings könne ich bei meiner Exfrau auch noch viele Elemente der ersten vier Phasen erkennen, die eigentlich einer Normalisierung entgegenstehen. Die Mediatorin bestätigte dies.

Meine Exfrau holt wieder aus, dass man ja sehen müsse, wie schlimm ich die Trennung vollzogen habe, mit meinem Betrug und der Affäre, wobei sie in ihren Ausführungen wieder ein nettes Wort für mich übrig hatte:

Sie sprach von mir als Warmwechsler. In dem Kontext wollte sie zum Ausdruck bringen, dass ich von einer in die nächste Beziehung gehen würde.

Sie verwendete das Wort mit einer gewissen Genugtuung. Wie jemand, der etwas sensationelles aufgedeckt hat, es auf den Punkt gebracht hat und dann noch einen guten Witz gemacht hat. Vollkommen von sich überzeugt, auch wenn es nicht den Tatsachen entspricht. Typisch Politiker eben.

Ich fand es nur beleidigend und primitiv. Ich bin nicht weiter darauf eingegangen und habe mir den Begriff nur aufgeschrieben.

Die Mediatorin berichtete vom letzten Girl´s Talk an dem meine Tochter wieder teilgenommen hat. Sie haben in Form eines Rollenspiels eine fiktive Situation durchgespielt: Was wäre, wenn du deinem Vater in der U-Bahn begegnest.

Meine Exfrau berichtete bei dieser Gelegenheit gleich davon, dass meine Tochter neulich als sie im Biomarkt bei uns um die Ecke war einen Schock davon hatte, als sie sah, wie ich vor dem Laden geparkt habe.

Die Mediatorin ergänzte, dass meine Tochter auf die Frage, welche Erinnerungen sie an mich habe, an welche Erlebnisse sie sich erinnere, sehr wenig bis gar keine Erinnerungen hätte.

Ich bin davon überzeugt, dass es so ist.

Zum einen habe ich tatsächlich in meiner Zeit als aktiver Vater aufgrund meiner 50-60 Stundenwoche als selbstständiger Existenzgründer immer zu wenig Zeit für meine Kinder. Das hat sich auch für mich nicht gut angefühlt. Es hat mich immer geschmerzt.

Zum anderen habe ich eine Menge schöne Erinnerungen an die Zeit mit meinen Kindern, habe mich in der wenigen Zeit die ich hatte immer eingebracht, auch im Alltag meinen Teil geleistet. Kinder morgens versorgt, in den Kindergarten, Hort oder Schule gebracht und abends wenn ich zwischen 18:00 und 19:00 nach Hause gekommen bin, mich um meine Kinder gekümmert, den Abend mit ihnen verbracht, mit ihnen gegessen, sie ins Bett gebracht, Gutenacht-Geschichten erzählt.

Und wenn meine Exfrau ein Wochenendprogramm aufgestellt hat, habe ich mich nur in Ausnahmefällen, wenn es gar nicht anders ging ausgeklinkt, ansonsten alles mit Spaß und Freude mitgemacht.

Ich habe meiner Exfrau bei ihrer nebenberuflichen Tätigkeit als Visitorin, durch die sie mehrmals im Jahr mehrere Tage verreist war, alles problemlos gemanaged. Ebenso wie an allen Abenden, an denen sie aufgrund ihrer politischen Arbeit nicht zuhause war.

Dass meine Tochter an mich und Erlebnisse mit mir wenige bis gar keine Erinnerungen hat, ist auch ein Symptom der Entfremdung. Die Wirklichkeit und ebenso die Erinnerung daran werden verzerrt.

Für meine Exfrau waren die Ausführungen der Mediatorin Wasser auf ihre Mühlen.

Schon seit längerem versucht sie von mir das Bild vom schlechten Vater, der keine normale Beziehung zu seinen Kindern hat, der maximal als biologischer Vater eine Rolle spielt zu zeichnen.

Verzerrte Wirklichkeit. Legendenbildung. Einfach nur zum Kotzen.

Ein Kommentar zu „Warmwechsler…

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