Was ist das Ziel?…

In einer Mediationssitzung mit meiner Exfrau brachte ich eine Zusammenfassung der letzten Forschungsergebnisse zu den Langzeitfolgen für die Entwicklung von Kindern aus hoch konflikthaften Trennungsfamilien mit. Die Schrift war von der anerkannten Familientherapeutin Ursula Kodjoe zusammengestellt. Unsere Mediatorin schlug vor, darüber bei der nächsten Sitzung zu sprechen. Wir sollten uns darauf entsprechend vorbereiten.

Bei der nächsten Sitzung, eröffnete meine Exfrau dann das Thema damit, dass sie sich nicht weiter damit befasst hätte. Sie hätte es noch am gleichen Tag, als ich ihr die Kopie gegeben hatte, nur kurz überflogen.

Dann stellte sie, ohne inhaltlich weiter darauf einzugehen, mit einem genervten Unterton die Frage in den Raum:

Was ist eigentlich das Ziel?

Ihre Frage und die damit verbundene Ablehnung, sich damit befassen zu wollen hat mich im ersten Moment erschüttert. Ich konnte darauf nicht adäquat reagieren. Ich versuchte dann nochmal zu erklären worin es in dieser Schrift ginge und dass darin, so mein Eindruck, das Thema nicht einseitig dargestellt wäre.

Mit etwas Abstand kann ich die Frage ganz leicht erklären: Das Ziel ist es, unsere Kinder vor den Langzeitfolgen der hochkonflikthaften Trennung zu bewahren.

Hierzu ist es natürlich erstmal notwendig anzuerkennen, dass unsere Kinder solch einem Risiko ausgesetzt sind. Einem Risiko, unter diesen Langzeitfolgen in ihrem späteren Leben zu leiden.

Mir fällt dazu der blöde Slogan ein „Gefahr erkannt, Gefahr gebannt!“

Wenn ich mir die Langzeitfolgen bewusst mache, ist ein wesentlicher Schritt getan. Solange ich sie aber abstreite, sie in Frage stelle oder runter spiele, wird das alle weiteren Schritte zunichte machen.

Der zweite wichtige Schritt ist es, seine eigene Rolle im Geschehen zu reflektieren und den eigenen Anteil anzuerkennen und damit auch einen Ansatz zu finden, wie man an einer Besserung mitwirken kann.

Meine Exfrau bestreitet bis heute, dass sie irgendetwas mit der Entfremdung meiner Kinder zu tun hat. Sie hat in der ersten Phase unserer Trennung, in der sich bereits früh die Entfremdung meiner Tochter etabliert hat, ein Mitwirken von außen durch einen Therapeuten oder Seelsorger abgelehnt. Für die meiner Kinder sieht sie die Ursache allein bei mir.

Sich zuzugestehen an der Entfremdung mitgewirkt zu haben und immer noch mitzuwirken, ob absichtlich oder unabsichtlich, ist natürlich erstmal eine große Hürde. Es ist schwer für jemanden, der um wieder in seelische Gleichgewicht zu kommen, alle Ursachen der Trennung und die Art, wie die Trennung abgelaufen ist, dem Expartner anlastet und damit jegliche Mitschuld und Beteiligung von sich weist.

Ganz begeistert war ich dann von der Mediatorin, die sich aus der Schrift den aus ihrer Sicht wichtigsten Satz herausgepickt hat:

„Der Wille des Kindes ist zu respektieren.“

Toll. Sie hat damit auf bestechende Weise aus der langatmigen, wissenschaftlichen Schrift die Langzeitfolgen für die Trennungskinder, die Ursachen und Mechanismen die dazu führen, die Rollen der Beteiligten, die Vorschläge dem Mechanismus entgegenzuwirken sehr schön herausgearbeitet.

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