Mediation April

Die Mediatorin befragte uns zuerst danach, was es neues von den Kindern gäbe.

Meine Exfrau berichtete von schulischen Dingen und dass es im Moment sehr viel wäre, für beide Kinder. Meine Tochter, die seit einem Jahr Saxophonunterricht nimmt würde jetzt mit großer Begeisterung in die Bigband der Schule aufgenommen werden, was eine große Anerkennung wäre. Sie freut sich sehr darauf, auch wenn sie noch etwas unsicher ist, ob sie gut genug dafür wäre.

Girl´s Talk

Meine Exfrau entschuldigte sich für meine Tochter, dass sie das letzte Mal nicht in den „Girl´s Talk“ gekommen wäre. Eine kurzfristige Einladung zum Geburtstag einer Freundin wäre der Grund gewesen.

Der Girl´s Talk ist eine regelmäßige Gesprächsrunde der Mediatorin mit drei Mädchen, alle im gleichen Alter, die den Kontakt zu ihren Vätern abgebrochen haben. Die Mediatorin bedauerte es sehr, dass meine Tochter nicht an dem letzten Treffen teilgenommen hat.

Sie hatte eine junge Frau zum Girl´s Talk eingeladen, die ähnlich wie die Mädchen als Kind den Kontakt zu ihrem Vater abgebrochen hatte und erst im Erwachsenenalter wieder zu ihm gefunden hatte. Die Mediatorin hatte schon bei unserem letzten Treffen darüber gesprochen, diese junge Frau einladen zu wollen und war gespannt, wie die Mädchen auf die Geschichte der jungen Frau reagieren würden.

Nun berichtete sie, dass bei beiden Mädchen durch die Begegnung mit der jungen Frau etwas in Bewegung geraten ist. Eine von den beiden Mädchen, hätte bereits am nächsten Tag Kontakt mit ihrem Vater aufgenommen. Meine Exfrau erklärte darauf hin noch einmal wortreich, warum die plötzliche Geburtstagseinladung so wichtig war und unsere Tochter der Geburtstagseinladung den Vorrang eingeräumt hatte.

Ich hörte nur zu, während mir die Tränen runterliefen.

Kommunion

Dann sprachen wir noch einmal über die bevorstehende Kommunion meines Sohnes.

Ich erzählte, dass ich meine Schwester, die Patin meines Sohnes bereits darüber informiert habe, dass die Kommunion am 5.5. stattfinden würde, ich jedoch nicht wisse wo genau.

Meine Exfrau erklärte, dass das Lokal lange noch nicht klar war, so dass sie noch keine Einladungen verschickt hätte. Sie warb wie beim letzten Mal dafür, dass es wohl das beste wäre, wenn meine Familie eine eigene Kommunionsfeier ausrichten würde. Ich wies darauf hin, dass die Kommunion ja in der Kirche stattfinden würde und dass da ohnehin jeder hingehen könnte, ob mit oder ohne Einladung. Mit einem süffisanten Grinsen stellte meine Exfrau klar, dass das stimme, es aber nicht für Hunde gelte. Damit meinte sie Luna, den Hund meiner Lebensgefährtin.

Ich sagte gleich, dass ich das ziemlich ätzend finde, da es eine Selbstverständlichkeit wäre ohne Hund in die Kirche zu gehen und sie sich solche Spitzen sparen könnte. Außerdem hätte ich das letzte Mal schon klar gestellt, dass meine Lebensgefährtin aus Rücksichtnahme nicht in die Kirche kommen würde. Und was das jetzt solle. Meine Frau verteidigte sich damit, dass ich schon ein mal den Hund unangeleint zum Sportfest meines Sohnes mitgenommen hätte, obwohl dort am Eingang ein großes Hundeverbotsschild gehangen hätte. Ich verkniff mir auf das Sportfest näher einzugehen.

Ich sagte, dass ich die Bemerkung genauso unangebracht fände, wie ihre Bemerkung in unserem letzten Gespräch zur Demenz meines Vaters. Ich hatte bei der letzten Mediation über die enge und herzliche Verbindung zwischen meinem Vaters und meiner Lebensgefährtin gesprochen. Meine Exfrau machte sich darüber lächerlich mit dem Hinweis, er wäre ja sowieso dement. Womit sie zum Ausdruck gebracht hatte, dass die Verbindung sowieso nicht ernst zu nehmen wäre.

Meine Exfrau ist von Beruf Coach und Politikerin. Sie beherrscht die subtile Kommunikation und Manipulation. Der Vorteil liegt klar auf der Hand. Der Subtext muss nicht ausgesprochen werden, um zu wirken. Und wenn man darauf reagiert, weil man sich angegriffen oder ungerecht beurteilt fühlt, kann sie sich jederzeit darauf berufen, das niemals gesagt zu haben.

Stattdessen folgt von ihr dann oft ein: „Aha…ist ja interessant dass du das jetzt sooo rausgehört hast. Scheint doch etwas dran zu sein….“

Drei Gründe

Meine Exfrau benannte drei Gründe, die aus ihrer Sicht zur Entfremdung meiner Kinder geführt hätten:

Die unschöne Trennung.
Was genau sie damit meinte, liess sie offen. Für die „unschöne Trennung“ macht sie allein mich verantwortlich. Sicherlich gab es in der akuten Trennungsphase Dinge die ich hätte anders, besser machen können. Doch am Ende ist es die Trennung an sich, die den Schmerz verursacht. Meiner Überzeugung nach hätte jede Form der Trennung zu einem mindestens ähnlichen Ergebnis bei ihr geführt. Zu dem selben Schmerz, Wut und am Ende Hass mir gegenüber.

Der schlechte Vater.
Hierbei zeichnet sie ein unschönes Bild von mir, in dem sie meine Bedeutung als Vater bereits vor der Trennung als unwesentlich einstuft.
In einem länger zurückliegenden Telefonat liess sie sich sogar dazu hinreissen, mich nur als biologischen Vater einzuordnen, der nie die Rolle eines sozialen Vaters eingenommen hatte.
Ja, ich war und bin immer noch ein Vater, der zwischen 50 und 60 Stunden in der Woche arbeiten muss. Zu dem Arbeitspensum kam mit Aufnahme meiner Selbstständigkeit 2012 auch die damit einhergehende Verantwortung für meine Mitarbeiter und den Fortbestand meines Unternehmens hinzu. Ich habe mit meiner Selbstständigkeit eine große Bürde auf mich genommen, die bis heute oft zu schlaflosen Nächten führt.
Ich habe trotz allem immer eine sehr starke Verbindung und Liebe zu meinen Kindern verspürt, begleitet von dem Wunsch und dem Bedürfnis mehr Zeit mit ihnen zu verbringen. Dabei hat es mir immer wehgetan, diesem Bedürfnis nicht in dem Masse nach gehen zu können. Im Rahmen meiner Möglichkeiten habe ich mich in der verbleibenden Zeit um sie gekümmert, wenn gleich ich die Planung und Organisation unserer familiären Freizeitgestaltung meiner Frau überlassen habe, die bis heute in Teilzeit arbeitet.

Der Umgang mit meinen Kindern nach der Trennung.
Hiermit meint sie die Fehler die ich im Umgang mit meinen Kindern nach der Trennung gemacht hätte. Sicher habe ich Fehler gemacht.
Die Zeit nach der Trennung war eine Zeit in der ich von Anfang an versucht habe regelmäßig Zeit mit meinen Kindern zu verbringen. In dieser Zeit verweigerte meine Tochter bereits nach einigen Wochen den Umgang mit mir. Es gab in derZeit von meinem Auszug im April bis September 2017 trotzdem vier vereinbarte Treffen mit meiner Tochter und einige Telefonate.
In den Telefonaten machte mir meine Tochter zum Teil schwere Vorwürfe und beschimpfte mich. Ich war zu dieser Zeit nicht sehr stabil, hatte noch keine dauerhafte Bleibe und kämpfte gleichzeitig sehr mit meinem schlechten Gewissen. Das Ergebnis war, dass die letzten Telefonate aus dem Ruder liefen. Hätten diese Konflikte innerhalb der eigenen vier Wände stattgefunden, hätten wir sicherlich einen Weg gefunden uns wieder zu vertragen, die Dinge auszuräumen.

Das Treffen

In der Zeit seit der letzten Mediation habe ich meinen Sohn einmal gesehen und Zeit mit ihm verbracht. Ich berichtete davon und kam auf unseren Konflikt in der Schlussphase zu sprechen, in der er urplötzlich sauer wurde. Auf dem Rückweg zum Parkhaus wollte ich für die CD die ich ihm für meine Tochter mitgeben wollte noch einen kleinen Umweg machen, um einen Geschenkanhänger zu besorgen.

Wir beleuchteten die Gründe, die zu dem Konflikt bei ihm geführt haben könnten.

Meine erste Theorie war, dass er darüber erzürnt war, dass ich an diesem Papa-Tag von den 100% die ich für ihn da sein wollte und sollte einen Teil meiner Aufmerksamkeit für meine Tochter abgezweigt habe.
Meine Exfrau berichtete dazu, dass sich meine Tochter sehr über die CD gefreut hätte. Mein Sohn hätte seiner Schwester gesagt, dass er die CD ausgesucht hätte.

Im weiteren Verlauf kamen wir auf das Verhältnis zwischen den Geschwistern zu sprechen. Meine Tochter hatte ihrem Bruder eingebläut, mir nichts von ihr zu erzählen und ihm gedroht, für den Fall, dass er das tun würde. Auch muss sie in der ersten Zeit, in der sie den Kontakt zu mir abgebrochen hatte, mein Sohn aber immer noch regelmäßig bei mir war, auf seine Berichte von unseren Treffen sehr negativ reagiert haben, so daß ihre Mutter sie ermahnt hätte diese nicht mehr zu tun.

Die Mediatorin bezog Stellung in dem sie meine Exfrau deutlich sagte, dass unsere Tochter damit eine große Last auf ihren Bruder laden würde Sie sprach dabei vom Überich, dass meine Tochter über ihren Bruder gespannt hätte und dass das sehr schlecht wäre und sie das unbedingt verhindern müsse.

Durch die Erklärungen der Mediatorin wurde mir schlagartig klar, was zu seinem Konflikt geführt haben könnte.

Im CD-Laden hatte er in einem Moment der Unachtsamkeit auf eine CD gedeutet und mir gesagt, dass die CD meiner Tochter wohl gefallen würde, worauf hin ich diese gleich gekauft habe. In diesem Moment hatte er die strikte Anweisung meiner Tochter, nichts über sie zu sagen missachtet. Als ich mit ihm zum Auto zurück lief und noch kurz den Geschenkanhänger für die CD besorgen wollte, wurde ihm das vielleicht klar. Vielleicht hat das dann eine Panik bei ihm ausgelöst, angesichts der Folgen, die ihn bei seiner Schwester erwarten würden. Das erklärt vielleicht auch, warum er seiner Schwester gesagt hat, dass er die CD ausgesucht hat.

Wir kamen alle überein, dass er uns wahnsinnig leid tut, da er die größte Last zu tragen hat, den größten Loyalitätskonflikt von allen auszuhalten hätte. Nicht nur der zwischen Vater und Mutter, sondern auch noch der zwischen mir und meiner Tochter.

Zwei Anliegen

Meine Frau berichtete, dass mein Sohn ihr noch zwei Anliegen für das Gespräch mitgegeben hätte.

Ihn würden die wöchentlichen Telefonate mit mir stressen und er wünscht sich, dass ich zukünftig die terminliche Vereinbarungen nur mit seiner Mutter absprechen sollte.

Das zweite Anliegen hatte mit unserem letzten Treffen zu tun. Er wollte nicht fotografiert werden. Ich hätte ihn fotografiert und soll als er mir sagte ich solle das Foto wieder löschen ihn erpresst haben, dass ich das Foto nur löschen würde wenn er mit zu mir kommen würde.

Ich bestritt ihn erpresst zu haben. Ich sagte ich hätte ihn fotografiert, in einer süßen Situation, in der er mit den Katzen spielte, ein Schnappschuß. Nachdem er sagte, ich solle das löschen, habe ich erstmal mit ihm diskutiert, ihm erklärt, dass ich doch nur so wenig Momente zusammen mit ihm hätte, dass das Foto nur für meine Erinnerung wäre. Wenn wir (noch) zusammenwohnen würden, wären solche Erinnerungsfotos nicht so wichtig, da ich ihn ja immer richtig sehen könnte. Vielleicht hat er das in diesem Moment falsch ausgelegt und als Erpressung aufgefasst. Ich weiß es nicht und kann es auch so schnell nicht mit ihm besprechen.

Danken

Die Mediatorin fragte nach, ob sich meine Tochter denn grundsätzlich für Geschenke bedanken würde, was ich verneinte. Sie war darüber sehr irritiert. Sie erklärte, dass sich so über kurz oder lang eine weitere innere Belastung aufbauen würde oder schon hat. Meine Tochter ist wie jedes andere Kind eigentlich sehr höflich und gut erzogen und weiss, dass man sich für Geschenke, selbst wenn sie einem nicht so gefallen, bedankt. Dass das bei ihr unterbleibt führt, auch wenn sie es nicht ausspricht zum schlechten Gewissen und zu einer Belastung, da sie ihre eigenen Moralvorstellungen übertritt.

Das Nächste Thema

Ich hatte für das Treffen mehrere Ausdrucke einer kompakten wissenschaftlichen Abhandlung über Langzeitfolgen für Kinder aus hochkonflikthaften Trennungen, der Autorin Ursula Kodjoe dabei.

Ich berichtete, dass ich diese Abhandlung sehr sachlich geschrieben fand. Es wird auf alle Beteiligte und deren Rollen eingegangen. Ich habe beim Lesen in vielen Passagen das Gefühl gehabt über uns zu lesen.

Die Mediatorin machte den Vorschlag, dass wir das bis zum nächsten Mal durchlesen könnten und zum Thema der nächsten Mediation machen könnten, was ich sehr begrüsste.


Ein Kommentar zu „Mediation April

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