Diese Woche Freitag gibt es Zeugnisse. Hab seit September 2017 keinen Kontakt zu meiner Tochter. Meinen Sohn sehe ich alle paar Wochen für einige Stunden.
Am Mittwoch hole ich Lenka aus der Reha nachhause ab. In ihrem letzten Gespräch dort hat sie mit der Therapeutin über meine Kinder gesprochen. Die Therapeutin machte uns Mut, niemals aufzugeben, egal wie sehr sich die Kinder von uns abzuwenden scheinen. Das würde sich irgendwann drehen. Wenn die Kinder eigenständiger und unabhängig werden. Mit etwas Glück passiert das schon in der Pubertät, spätestens wenn sie junge Erwachsene sind. Wichtig wäre nur, immer wieder unsere Liebe zu den Kindern zu bestätigen, auch wenn sie nicht darauf reagieren.
Es ist ein halbes Jahr her, dass ich meiner Tochter geschrieben habe und ich beschließe die Zeugnisse zu nutzen, um mich wieder bei ihr zu melden. Als ich am nächsten Tag, dem Tag vor den Zeugnissen, nachhause komme steht dort bereits ein wunderschöner Strauß mit rosa und hellroten Rosen, den Lenka für meine Tochter besorgt hat.
Wir gehen abends in die Stadt, um mir ein paar Klamotten zu kaufen. Stattdessen landen wir in einem schönen Buchladen und kaufen Bücher für die Kinder. Für meine Tochter suche ich ein Buch von und über Greta Thunberg, der jungen Klimaaktivistin aus, dazu ihr Manifest zur Klimakatastrophe auf englisch, dann noch ein Buch mit Kurzbiographien von erfolgreichen Frauen, die bereits als Kinder besonders waren. Für meinen Sohn kaufe ich das Gegenstück für Jungs, mit Kurzbiographien über tolle Männer, die schon als Kind besonders waren.
Ich schreibe jedem eine Karte und in jedes Buch eine Widmung.

Lenka verpackt die Bücher mit einem Geschenkband aus rotumwickelten Draht, aus dem sie kleine Herzen formt.
Am nächsten Morgen fahre ich die Sachen zu ihnen nachhause. Sie sind beide schon in der Schule. Die Haustür steht offen. Ich betrete das Haus, in dem ich mal gewohnt habe und bringe die Geschenke in den ersten Stock. Stelle alles neben die Wohnungstür und gehe wieder. Begegne unten dem Vermieter. Wir grüßen uns im Vorübergehen.
Ich steige in mein Auto mit einer Mischung aus Glück, dass ich die Barriere von meiner Seite aus wieder durchbrochen habe und tiefer Traurigkeit darüber, dass es diese Barriere gibt.
Und wie ging’s weiter?
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Von meiner Tochter habe ich nichts gehört, mit meinem Sohn war ich im Urlaub. Darüber werde ich natürlich noch schreiben 😉
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Ich hoffe es war schön – bin gespannt auf den ‚Bericht‘
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