Solche Tage …

… könnte es öfter geben. Hab meinen Sohn jetzt an drei aufeinander folgenden Wochenenden gesehen und mit ihm viel Zeit verbracht. Jetzt, am ersten Wochenende ohne ihn, fällt es mir umso schwerer ohne ihn zu sein. Dafür schreibe ich darüber:

Es ist Ende September, gleich Samstag mittag. Heute treffe ich meinen Sohn.

Bei einem unserer letzten Treffen zeigte er mir auf dem Nachhauseweg ein großes Modellschiff im Schaufenster einer Apotheke. Es war ein sehr schönes Segelschiff aus Holz, sehr detailreich gearbeitet, 50 cm lang. Ein Gedanke war geboren. Bis wir uns das nächste Mal sehen würden, wollte ich die Modellbauläden der Stadt abklappern, um herauszufinden, wo man so ein Modellschiff herbekommen könnte, ob als Bausatz oder fertig. Meine Recherche ergab, dass die meisten Modellbauläden in unserer Stadt dicht gemacht haben und dass der Handel von Modellbooten fast nur noch über das Internet stattfindet.

Bevor ich in heute treffe, denke ich darüber nach, dass unsere Unternehmungen zukünftig schwieriger werden, da er nicht zu mir Nachhause kommen will und viele Aktivitäten draußen nur funktionieren, wenn das Wetter mitspielt. Da fällt mir ein perfektes Ausweichquartier ein. Wir könnten an Tagen mit schlechtem Wetter zu mir ins Büro gehen. Dort ist viel Platz, es ist trocken und warm, man kann dort spielen, basteln oder Modelle bauen. Dort ist auch eine Küche, wo wir uns etwas zu essen machen könnten. Wir können dort Musik oder Hörspiele anhören und sind am Wochenende ungestört. Wenn ich ihn sehe, will ich ihn dazu befragen.

Ich hole ihn mit dem Auto ab. Er ist gut gelaunt und offen. Wir sprechen über meine Idee bei schlechtem Wetter ins Büro ausweichen zu können. Er lehnt es zumindest mal nicht sofort ab, was ich als kleinen Fortschritt werte, auch wenn es für heute keine Rolle spielt, da die Sonne scheint. Ich erzähle ihm von meiner Modellschiffrecherche und dass es nur noch einen großen Elektromarkt mit Modellabteilung gibt. Dort fahren wir hin.

Unterwegs versuche ich noch herauszufinden, was ihm mehr Spaß macht und ob es ihm wichtig wäre, dass Modell selber zu bauen oder dass es schwimmt. Er antwortet, dass sicherlich beides Spaß macht, aber wichtiger wäre ihm, dass es schwimmt. Grins.

Im Laden hängen drei große Modellboote an der Wand, alles Segelschiffe mit Fernbedienung. Wir lassen uns über die technischen Unterschiede beraten und favorisieren dann eins der Boote. Dann deutet mein Sohn auf das Regal darunter. Dort gibt es kleine Motorboote aus Plastik zu einem Bruchteil des Preises. „Papa, so eins würde mir eigentlich auch gut gefallen.“ Er sagt das in einem sehr vernünftigen, ruhigen Ton. Seine Bescheidenheit in diesem Moment hat mich umgehauen. Ich fand das so süß und liebenswert, daß ich ihn am liebsten abgeknuddelt hätte und ihm anschließend den ganzen Laden aufgekauft hätte, wenn es meine EC-Karte zugelassen hätte. Ich streiche ihm über den Kopf und frage, welches Motorboot er am besten findet. Er sucht sich ein blaues raus. Ab zur Kasse.

Dann fahren wir in die Stadt, stromern durch sein Lieblingsgeschäft, den Müller-Markt und erstehen dort ein Hörspiel von den drei ? die neuste Ausgabe. Im Luftsprung essen wir eine Kleinigkeit und fahren dann zum Wöhrder See.

Wir suchen nach einer Stelle, an der das Wasser ruhig und flach ist ist und wir eine Chance haben uns das Boot wieder aus dem Wasser zu fischen, falls es nicht so fährt, wie wir das wollen. Wir finden einen kleinen Kieselstrand. Dort ziehen wir unsere Schuhe und Strümpfe aus und lassen das Boot ins Wasser. Die Fahreigenschaften sind zwar etwas bescheiden, aber das Boot schafft ein paar Runden.

Dann fällt mir ein, dass ich von einer Indoor-Fantasy-Welt gelesen habe, die im Sommer neu eröffnet hatte. Ich frage ihn, ob er schon davon gehört hätte oder schon mal da war und ob er Lust hätte das mal auszuprobieren. Er erzählt mir, dass einige Freunde schon da gewesen wären, er aber nicht und er es gerne mal ausprobieren wollte. Wir fahren hin.

Ein ziemliches Gewusel von vielen Kindern, zum Teil verkleidet als Ritter, Edelfrauen oder Monster erwartet uns dort. Wir melden uns an und bekommen nach einer kurzen Einweisung unsere Ausrüstung. Ein kleines elektrisches Licht und einen Metallring mit einem Schlüssel. Er ist ein Elf und ich bin Magier. Wir stürzen uns ins Labyrinth und lösen Aufgaben. Nach jeder gelösten Aufgabe bekommen wir eine Belohnung, in Form von Sammelkarten. Wenn man genug von einer Sorte hat, bekommt man bessere Ausrüstung und steigt im Rang langsam auf. Simples Prinzip und Riesenspaß…
Das Schöne daran ist, man kann beim nächsten Mal da anfangen, wo man das letzte Mal aufgehört hat.

Unsere Zeit neigt sich dem Ende und ich bringe ihn nachhause…

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